Humor in der Beratung

In der psychotherapeutischen Fachliteratur fand das Thema Humor bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts Einzug. So haben sich bereits Sigmund Freud und Alfred Adler mit dem Humor auseinandergesetzt.

Als wichtigster Pionier im Hinblick auf die Bedeutung des Humors in der Therapie gilt Viktor Frankl, der aus seinen persönlichen Erfahrungen in Konzentrationslagern den Humor als wertvolle Bewältigungsstrategie für sich entdeckte. Er nutzte als Erster Humor für die Therapie , indem er seine Patienten ermutigte, ihre Angst zu ironisieren und „ihr ins Gesicht zu lachen“ (1)

„Närrische Therapeuten“ wie Frank Farrelly und Clownärzte wie Patch Adams haben seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erheblich dazu beigetragen, dass der Humor mittlerweile eine breite Akzeptanz in Psychotherapie, Krankenpflege, Pädagogik, Persönlichkeitsbildung und Lebensberatung gefunden hat.

Wichtig ist mir die klare Unterscheidung zwischen dem allgemein üblichen Begriff Humor, der sehr häufig verletzend, destruktiv und auf Kosten anderer geht und des Begriffs des therapeutischen Humors, der für alle „Beteiligten“ als konstruktiv und befreiend erlebt wird.

Konstruktiver Humor hilft schwierige Lebenssituationen aus einer weniger engen Perspektive zu betrachten, schafft Distanz und neue Sicht über sich selbst. Er greift spielerisch und fantasievoll auf kindliche Bewältigungsstrategien zurück, die uns nicht mehr geläufig sind und lebt von der Kreativität und dem Augenblick. Er widersetzt sich den Regeln der oft allzu vernünftigen Erwachsenenwelt, schafft Lebendigkeit und Raum für neue Möglichkeiten und lässt Saiten in uns anklingen, die lange vergessen waren.

Auch wenn der Humor sich „vordergründig“ nur mit dem Symptom beschäftigt, sollte er als tiefergehende und durchgreifende Änderung der Lebenseinstellung gesehen werden, die nach Viktor Frankl zu einer Wiederherstellung eines „Urvertrauens zum Dasein“ bewirkt (2). Gerade im Umgang mit Ängsten, Depressionen und Zwängen zeigt er sich als besonders hilfreich und entlastend. Obwohl viele Bereiche des therapeutischen Humors nach wie vor wenig erforscht und untersucht sind, scheint er mir als überaus hilfreiche, bereichernde und (zudem) vergnügliche Möglichkeit der Bewältigung der großen und kleinen Probleme des Lebens zu sein.

  • (1) Frankl, V. E.: Der leidende Mensch Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie, S. 63, Huber, Bern (1984) in Titze, M. u. Eschenröder, Ch. T.: Therapeutischer Humor, 4. Auflage, S. 81, Fischer Taschenbuch Verlag (2003)
  • (2) Frankl, V. E.: Grundriß der Existentialanalyse in: v. Gebsattel, F., Schultz, H. J. & Frankl V. E. (Hg.), Handbuch der Neurosenlehre und Psychotherapie, Bd. III, S. 164, Urban & Schwarzenberg, München (1959) in Titze, M. u. Eschenröder, Ch. T.: Therapeutischer Humor, 4. Auflage, S. 80, Fischer Taschenbuch Verlag (2003)
  • Vgl. * Hain, P.: Das Geheimnis therapeutischer Wirkung, Carl-Auer-System Verlag (2001)
    * Kienzl, A. : Humor trotz Tumor, Carl Ueberreuter Verlag (2006)
    * Titze, M. u. Eschenröder, Ch. T.: Therapeutischer Humor, 4. Auflage, Fischer Taschenbuch Verlag (2003)
    * Titze, M. : Die heilende Kraft des Lachens, 5. Auflage, Kösel Verlag (2004)
    * Titze, M. u. Patsch I. : Die Humor-Strategie, 2. Auflage, Kösel Verlag, (2006)

Buchempfehlungen

  • Andreas Kienzl: Humor Trotz Tumor; Besser leben mit Krebs
    Carl Ueberreuter Verlag, 2006, ISBN: 3-8000-7168-1
    Ein überaus empfehlenswertes Buch, das ohne viel Fachvokabular, auch für den Laien gut verständlich und interessant geschrieben ist, und nicht nur auf die positiven Auswirkungen von Humor bei der Therapie von Krebspatienten eingeht, sondern humorvoll einen guten Überblick über dieses Thema verschafft.
  • Michael Titze und Inge Patsch: Die Humor-Strategie, Auf verblüffende Art Konflikte lösen
    Kösel Verlag, 2006, ISBN: 3-466-30673-6
    Diese Buch zeigt wie Sie durch heitere Gelassenheit Ihr Alltags- und Berufsleben entspannter und lebendiger gestalten können; – mit vielen praktischen Beispielen, Tipps und Anekdoten.
  • Michael Titze und Christof T. Eschenröder: Therapeutischer Humor ; Grundlagen und Anwendungen
    Fischer Taschenbuch Verlag, 2003, ISBN:3-596-12650-9
    Für alle, die es genauer wissen wollen: ein eher wissenschaftlich gehaltenes Buch von Michael Titze, dem Vorsitzenden von HumorCare Deutschland
    (
    www.humorcare.com ) und Christof Eschenröder.

Weitere Links

www.cliniclowns.at
www.rotenasen.at

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„Heiterkeit des Herzens schließt
wie der Frühling alle Blüten
des Inneren auf.“

JEAN PAUL